St. Stephan / Wollbach stellt sich vor

Wollbach Innenblick

Wollbach:

Katholische Pfarrkirche „St. Stephan“

Baugeschichte:

Der Ort wird 1157 erstmals mit einer ecclesia urkundlich erwähnt. Diese Kirche war damals im Besitz des Benediktinerklosters Ochsenhausen. Später kam die Kirche an das Kloster Ursberg, und im Jahre 1300 mit dem Patronats- und Besetzungsrecht an das Augsburger Domkapitel.

Die Kirche stammt in wesentlichen Teilen (Turmunterbau, Umfassungswände des Chores und Langhaus-Südmauer) noch aus der zweiten Hälfte des15. Jhd. Ältere Baunachrichten beziehen sich auf eine Erneuerung des Satteldaches am Turm, 1691 (neue Giebel und Dachstuhl von Georg Kraus, Zimmermeister aus Zusmarshausen und Georg Rainer, Maurermeister aus Ichenhausen), 1717 wurde die Nordmauer des Langhauses neu aufgerichtet, neue Fenster eingebrochen, ein Lattengewölbe im Chor eingezogen, der Chorbogen und der Westgiebel erneuert und ein neuer Dachstuhl aufgestellt.(Maurermeister war Georg Rainer, Zimmermeister Hans Schmid aus Zusmarshausen). Bei einem großen Ortsbrand am 22. April 1762 wurden 48 Firste samt Kirche und Pfarrhof eingeäschert.

Zum Wiederaufbau der Pfarrkirche erstellte zunächst der „Hochfürstlich Augsburgische und domkapitelische Baumeister“ Franz Kleinhans ein Gutachten, wonach die Hauptmauern noch brauchbar waren, während die eingestürzten Giebel des Sattelturmes das Chorgestühl durchschlagen hatten und auch der Westgiebel eingefallen war.

Der Baumeister schägt eine Erhöhung der Außenmauern mit neuem Lattengewölbe vor und erbietet sich, auf Verlangen ein „Rissel“ zu liefern. 1763 wurde die Kirche jedoch durch den Maurermeister Joseph Meitinger aus Ustersbach und dem Zimmermeister Raimund Kraus aus Dinkelscherben in vereinfachter Form, mit neuem Turmoberbau und Sakristei wiederhergestellt; die Mittel dazu kamen größtenteil aus einer Sammlung in allen Pflege­ämtern.

Restaurierungen: 1856 (dabei neue Altäre), 1889/93; neues Vorzeichen 1904, 1935/38; 1949 (Außen), Sakristeianbau 1968. 1973 – 1976 komplette Tro­cken­legung der ganzen Kirche und des Turmes. Alle Kirchenbänke samt Wangen wurden neu gestaltet.

1996 – 1998 Außensanierung, Turm neu verputzt. Die Auflager (Fußpfetten) des Zwiebels und an Teilen des Langhauses in Eiche erneuert.

2001 musste aus Sicherheitsgründen im Turm eine neue Podesttreppe (aus Lärche) durch die Zimmerei Helmut Fendt, Dinkelscherben eingebaut werden. Das Holz spendete, wie auch bei früheren Maßnahmen, die Waldgenossenschaft Wollbach.

Die Orgel wurde 2004 gründlich renoviert.

Wollbacher Familien übernahmen Patenschaften für die vom Maler Joh. Nep. Weckerle aus Edelstetten gefertigten und am 24.6.1868 gelieferten 14 Kreuzwegstationen. So konnten diese im Jahre 2003 gründlich überholt werden.

Die Ölbergfiguren stammen aus dem 16. Jhd.

Baubeschreibung:

Die Kirche liegt in der Mitte des Dorfes, nördlich der Hauptstraße, auf leicht ansteigendem Gelände innerhalb des ummauerten Friedhofes.

Sehr schlichter Innenraum. Eingezogener, zweifacher Chor mit dreiseitigem Schluss.

Flachdecke über Kehle und profiliertem Gesims.

Eingezogen-rundbogige Fenster in gestuften Laibungen auf den Schrägseiten und in der östlichen Achse; nach Norden und Süden gefasste Korb­bogentüren zum Turmuntergeschoss bzw. zur ­Sakristei.

Langhaus zu drei Fensterachsen mit Flachdecke, über Kehle und profiliertem Gesims. In den beiden östlichen Achsen eingezogen rundbogige, in der westlichen Achse Rundfenster in gestuften Laibungen.

Im Westen Korbbogenportal und Doppelempore mit geraden Brüstungen über gusseisernen bzw. hölzernen Säulen. Außenbau mit umlaufendem Gesims und Satteldach.

Südl. und nördl. am Chor einmal gestufte Strebe­pfeiler, der obere Teil mit abgeschrägten Ecken, zweifach gekehlten, vorkragendem Gesims und Pultdach (die beiden vorderen Strebepfeiler wurden 1763 entfernt). Im südlichen Chorwinkel Sakristei aus 1968.

Westlich am Langhaus Vorzeichen mit Korbbogenportalen nach Süden und Norden und abgewalmten Satteldach. Im Inneren stichbogige Ölbergnische, die sich außen als Mauervorsprung abzeichnet. An der Westwand des Langhauses drei flache, verschieden hohe Strebepfeiler mit Pultdach, kleines Rechteckfenster und Dachbodenöffnung.

Der 28 m hohe Turm nördlich am Chor hat einen fünfgeschossigen quadratischen Unterbau, ungegliederten Achtecksaufbau und Zwiebelhaube. Vom zweiten Geschoss an Ecklisenen und kleinen Rechteckfenster.

Auf den vier Hauptseiten des Oktogons große, rundbogige Schallfenster.

Auf den Schrägseiten kleine Rundbogenöffnungen.

Im Turmuntergeschoss auf der Südseite stichbogige Lichtnische; nach Norden, Osten und Westen Stichbogennischen mit gleichen Fensterblenden.

Deckenbilder:

Im Chor und Langhaus von Johann Scherer aus Ettelried, 1893. Im Chor in ovalem Leistenrahmen Mariä Verkündigung mit der Schrift Joh. Scherer pinx. 1893.

Aus dem gleichen Jahr stammen vom gleichen Künstler die Bilder hl. Maria und hl. Sebastian.

Im Langhaus Abendmahlszene in rundem Leistenrahmen ebenfalls mit der Inschrift Joh. Scherer pinx. 1893. Seitlich in vier kleinen Rundmedaillons die Brustbilder der vier Evangelisten.

Altäre:

Neuromanisch, um 1856.

Am Antependium des Hochaltars rundbogige, von Säulchen flankierte Felder mit den Evangelisten-Symbolen. Hoher Tabernakel und Predella mit anbetenden Engeln, im Aufbau rundbogige Mittelnische mit dreipassförmigem Schluss, Maßwerk und Dreiecksgiebel, seitlich kannelierte korinthische Säulen und flügelartige Ansätze mit Engeln unter stilisiertem Maßwerk- und Rankenfries. Altarbild mit hl. Stephanus, Öl auf Leinwand.

Rechts am Apsisbogen gefasste Holzfigur der hl. Maria vom Siege, frühes 18. Jhd. Auf der linken Seite als Gegenstück Heiligstes Herz Jesu. Auf der südlichen Apsiswand Schnitzfiguren der hll. Rochus und Barbara, eine Dauerleihgabe der Fam. Steppich, Salenbach. Dieses Gut gehörte bis zur Säkularisation zum Kloster Fultenbach.

Im Zuge der Liturgiereform (2. Vat. Konzil 1962 – 1965) wurden Chorschranken, Chorgestühl und Seitenaltäre entfernt.

Teile dieser Einrichtung wurden bei der Neugestaltung von Zelebrationsaltar, Ambo, Osterleuchter und Chorgestühl wieder verwendet.

Das neue Taufbecken ist ebenfalls diesem neuen Konzept angepasst.

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