St. Michael / Wörleschwang stellt sich vor

Woerleschwang Innenblick

Wörleschwang:

Katholische Pfarrkirche „St. Michael“

Baugeschichte:

Die erste namentliche Nennung stammt aus 1327 als „Wernischwanch“. Der größte Teil des Ortes war der Markgrafschaft Burgau eigen. Ab dem Mittel­alter waren es die Ritter von Welden und ab 1597 übten die Fugger der Wellenburger Linie die Herrschaft aus. Nach dem Aussterben dieser Wellenburger Linie fiel der Ort 1764 an die österreichische Grafschaft Burgau zurück.

Wörleschwang wurde im Zuge der Gebietsreform (In-Kraft-Treten: 1.7.1972) aus dem aufgelösten Landkreis Wertingen ab 1.5.1973 zum Landkreis Augsburg geschlagen.

Während der Innenrenovierung 1972 konnte Dank der Erkenntnisse der Archäologie eine Steinkirche aus romanischer Zeit (um 1100) festgestellt werden. Das Fundament dieser ersten Steinkirche besteht aus grobbehauenen Nagelfluhquadern, während das aufgesetzte Mauerwerk aus Backsteinen (7,5 bis 9,5 cm) ausgeführt ist. Die Bauzeit ist in die 2. Hälfte des 13. Jhdts. zu datieren.

Der Turm ist 34,60 m hoch und auch deshalb bedeutsam, weil er als einer der wenigen ein Satteldach trägt.

Am Langhaus haben sich noch spätromanische Rundbogenfriese erhalten. Sie grenzen an der Südseite Blendfelder ab. Die Bogenfüße sind abgetreppt.

Das sehr steile Satteldach besetzen übereckgestellte fialenartige Aufsätze mit Sitzen. Den Chor stützten Strebepfeiler mit doppelten Pultverdachungen. Sie haben sich ausschließlich hier erhalten und fehlen an den Langseiten, da diese neu gebaut wurden.

Im Jahre 1327 wird erstmals ein Pfarrer für Wörleschwang namentlich erwähnt.

Die älteste und bezeichnete Glocke stammt v. Jakob Anbosmeister aus 1479. Sie enthält den Wetterspruch: „osan hais ich, das unweter verdreib ich, jacob anbosmaister gos mich“.

Auf der Glocke in der Friedhofskapelle, gegossenv. F. Kern 1718 sind die beiden Pestheiligen Sebas­tian und Rochus im Halbrelief dargestellt.

Um 1500 wurde der jetzt älteste Teil der Kirche errichtet: der Chor.

Ende des 16. Jhdts. wurde die Kirche verlängert.

1724 Barockisierung des Gotteshauses.

1952 und 1994 Renovierung des Kirchturms. Kauf zweier Glocken. Neueindeckung des Kirchendaches.

1954 Einbau der Holzdecke, Freilegung der ­Fresken. Weihe des neuen Hochaltars.

1955 Kauf von 2 weiteren Glocken.

1974–1976 Renovierung der Kirche und des Pfarrhofes.

1991/92 teilweise Erneuerung der Kirchhof­mauer.

1993 Neuerrichtung des Sakramentsaltars im Ostchor und Einbau einer Alarmanlage.

1998/99 Restaurierung des über 500 Jahre alten Dachstuhles.

Baubeschreibung:

Die dem hl. Michael geweihte Kirche birgt eine seltene Kostbarkeit: den Leib des hl. Albert von Wörleschwang. Er war einer der drei elenden Heiligen des Zusamtales. Da gesicherte historische Angaben fehlen, hat sich die Legende dieses Heiligen und seiner zwei Begleiter angenommen.

Die drei elenden Heiligen (mhd: ellende = fremd) Albert, Gisebert und Sigebert sollen schottische Königssöhne gewesen sein, die im 11. Jhd. in unsere Gegend kamen.

Der Legende nach hüteten Engel ihre Herden in der Zeit, als sie sich dem Gebet hingaben. Das Motiv der Engel, die ihnen die Arbeit abnehmen, ist aus der Isidor-Legende entnommen.

Zur Wallfahrtgeschichte:

Anna Pollinger, die Frau des Dorfschmiedes, gab keine Ruhe, bis ein Marienbild von der Wand weg auf den Hochaltar gestellt wurde, wo es seit 1706 Ziel von Wallfahrern wurde.

Albert wurde zum Viehpatron des Zusamtales und der Reischenau. Albert galt auch als Patron der Gehörgeschädigten.

Bereits um 1500 wird in der Kirche eine Figur des Heiligen als Gnadenbild verehrt. Wenigstens bis in diese Zeit dürfte die Albertusverehrung zurückreichen, denn im Jahre 1504 erscheint er neben demhl. Michael als zweiter Kirchenpatron.

Ein Mirakelbuch v. 1725 verzeichnet 79 Mirakel (Wunder), die vor diesem Marienbild geschehen sind. Als Anhang sind noch 21 Gebetserhörungen angefügt.

Das Mirakelbuch beginnt mit: „Gnaden und Gutthaten / so Durch Fürbitt Deß Heil. Beichtigers ALBERTI in Wörleschwang in unterschiedlichen Nöthen seynd erhalten worden.“

Am 10. Juli 1742 stieß man unter einem Altarbau in der alten Sakristei, die als die ehemalige Kapelle des Heiligen angesehen wurde, auf ein gänzlich vermodertes Holzbehältnis mit Menschengebeinen. In diesen Gebeinen meinte man die sterblichen Überreste des hl. Albertus gefunden zu haben.

Die Gebeine des Heiligen sind im Altartisch der Albertuskapelle beigesetzt.

Die Deckbe der Albertuskapelle ist mit einem Gemälde geschmückt. Motive: Hirsch an der Wasserquelle, Mariä Verkündigung, Abendmahl, 12-jähriger Jesus im Tempel, Besuch bei Elisabeth, Geburt, Darstellung im Tempel und mit einem Schriftband „radix Jesu domus Clavis David Israel“.

Pfarrer Georg Kempter, 1914 in Wörleschwang geboren (Primiz: 1938) hat das Leben des hl. Albertus ausführlich beschrieben, erschienen im EOS-Verlag, St. Ottilien.

Die Fresken entstanden um 1420/1425.

An der Südwand des Langhauses ist das östliche Feld mit abstraktem Rankenwerk verziert. Eine figürliche Darstellung folgt mit dem Motiv des Kirchenpatrons St. Michael als Seelenwäger mit Schwert, eine Darstellung der Verkündigung an Maria und über der Empore sind zwei Gestalten (eine weiblich, eine männlich) einander im Halbprofil gegenübergesetzt. Es handelt sich wohl um den Traum Josefs. Leider sind die Fresken nicht mehr in der ursprünglichen vollen Farbenpracht erhalten, so dass die Zuordnung einiger Figuren zweifelhaft bleibt.

Die geschnitzten Bildwerke aus der Werkstatt des Nikolaus Weckmann stehen über dem Hochaltar: In der Mitte Maria, links die hl. Katharina, rechts die hl. Barbara, geschaffen um 1500. Weckmann wirkte von 1481 bis 1526 in Ulm.

Zu den Seitenaltären lieferte Stephan Luidl aus Dillingen (1670 – 1740) vier Engel, außerdem 5 Figuren zum Ölberg und 1721 eine Augustinusfigur. Am südlichen Seitenaltar stehen die Figuren der hll. ­Joachim und Anna von Stephan Luidl aus dem Jahre 1735.

Im Chor sind zwei Holzfiguren der hll. Augustinus und Antonius von Padua, ebenfalls von Stephan Luidl.

Das an der südlichen Innenwand angebrachte Stein­ornament und die im südl. Eingangsbereich befindlichen Weihwasserbecken stammen aus dem in der Säkularisation abgebrochenen Kloster Fultenbach.

Die beiden Zungenheiligen Antonius und Nepomuk stehen auf der Konsole vor der Empore. Zungenheilige werden diese beiden genannt, weil Antonius als Ketzerprediger nicht geschwiegen und seine Zunge zur Verteidigung des rechten Glaubens eingesetzt hat („loqueba“ = ich habe geredet“). Nepomuk bewahrte das Beichtgeheimnis und wurde in der Moldau ertränkt (tacui = ich habe geschwiegen).

1936/1937 schuf der Goldschmied Alfons Pollach eine Gerätegarnitur, bestehehnd aus: Hostien­monstranz in Form des Neurokoko und neuba­rockem Messkelch. Ein Messgeschirr aus vergoldetem Kupfer wird wohl auch im zuzuschreiben sein. Der Stil der Emailbilder am Messkelch, die von zahlreichen Amethysten eingefasst sind, zeigt wie auch die verschiedenen Stilnuancen der Treibarbeit von der Kunst des Ausführenden.

Die Monstranz wurde 1936 unter Pfarrer Wilhelm Baur bestellt. Sie ist neben zahlreichen Halbedelsteinen mit 6 Aquamarinen geschmückt, die von Einwohnerinnen Wörleschwangs gestiftet wurden.

Eine im Kern aus der Zeit um 1600 stammender, schlichter Messkelch wurde lt. Inschrift während des 30-jährigen Krieges vergraben und 1952 von Albert Hegele in einer Mistgrube wieder entdeckt.

Home