Die Kirche St. Leonhard in Gabelbachergreut wurde 1737 – 1745 nach Plänen von Benedikt Ettl erbaut, und im Herbst 1745 zusammen mit der Pfarrkirche in Gabelbach eingeweiht. Der Stuck im Chor und Langhaus ist noch aus der Erbauerzeit.
Auf dem Platz der Pfarrkirche stand früher eine Kapelle die ebenfalls dem Hl. Leonhard geweiht war. Schon damals war die Wallfahrt zum Hl. Leonhard ein bedeutendes Ereignis. Diese Wallfahrt hat sich bis heute in Form des traditionellen Leonhardiritts erhalten. Eine Leonhardsfigur aus der Zeit um 1500 und vor allem der Leonhardsnagel, die beim Leonhardiritt durch das Dorf gefahren werden, bezeugen die Verehrung des Heiligen. Die früheste entzifferbare Inschrift auf dem Nagel lautet: Bobingen 1612. Das Gemeindebuch aus Dinkelscherben vermerkt die Wallfaht nach Gabelbachergreut im Jahr 1629 und der Landgerichtsarzt aus Zusmarshausen berichtet 1861:
Als besondere Feierlichkeiten sind zu erwähnen: Die Feier des Hl. Leonhardus am 6. November welcher als Patron der Pferdezucht verehrt wird.
Über viele Jahre hinweg hat sich die Gemeinde sehr rührig um ihre Kirche bemüht, die letzte große Restaurierung war in den Jahren 1992-1993. Am 6. November 1994 konnte die neue Orgel eingeweiht werden und am 13. Oktober 1996 wurde die Innenrestaurierung mit der Weihe des neuen Volksaltares abgeschlossen. Für die kleine Gemeinde mit 185 Katholiken forderten diese Maßnahmen einen hohen Einsatz, der von vielen Freiwilligen gerne erbracht wurde.
Die intakte Pfarrgemeinde besitzt eine eigenständige Kirchenverwaltung, einen Pfarrgemeinderat und bereits seit 1978 einen eigenen Kirchenchor.
Feste Bestandteile des Kirchenjahres sind der traditionelle Leonhardiritt mit Pferdesegnung, zu dem die Gabelbachergreuter jährlich am letzten Sonntag im Oktober einladen. Des Weiteren organisieren die Motorradfreunde Gabelbachergreut seit nunmehr 11Jahren jedes Frühjahr eine Motorradsegnung. Fest etabliert ist auch der Seniorennachmittag in der Adventszeit, bei dem die Gemeinde Jung und Alt aus der ganzen Pfarreiengemeinschaft zu geselligem Beisammensein willkommen heißt.
Gabelbachergreut:
Katholische Pfarrkirche „St. Leonhard“
Baugeschichte:
Im jetzigen Gemeindegebiet Gabelbachergreut bestand seit dem 11. oder 12. Jahrhundert ein Einödhof, der entsprechend einer Urkunde Heinrichs von Gabelbach, ausgestellt am 5.4.1327, durch weitere Rodungen zu einer Dorfsiedlung von 12 Anwesen durch Meister Hermann von dem Hofe ausgebaut wurde.
1361 verkaufte Hermann von Burgau den Ort an das Domkapitel Augsburg.
1368 schenkte Konrad v. Wildbach dem Domkapitel den Laienzehnt. Das Domkapitel ließ die grundherrschaftlichen Rechte und die Gerichtsbarkeit bis zur Säkularisation 1803 durch das Pflegeamt Dinkelscherben ausüben.
Die Kirche St. Leonhard, bei welcher seit 1810/11 ein Kuratbenefizium besteht, wurde 1737 von Joh. Benedikt Ettl (ca. 1678 – 1750) erbaut und 1937 restauriert. 1992/93 erfolgte eine gründliche Innenrenovierung.
An das einschiffige, dreiachsige Langhaus unter einer Stichkappentonne fügt sich östlich ein eingezogener, halbrund geschlossener Chor zu zwei Achsen an. Die Wölbung über dem Chor hat einen korbbogigen Querschnitt und Stichkappen. Der gesamte Außenbau zeigt Rundbogenfenster als Gliederungselement. Der nördlich am Chor stehende 28 m hohe Turm aus dem frühen 16. Jahrhundert wurde beim Neubau 1737 übernommen. Weihe der Kirche am 3.10.1746 durch Weihbischof Johann v. Mayer.
Die Verehrung des hl. Leonhard kommt im Laufe des 12. Jahrhunderts von Frankreich her zu uns. Ursprünglich als Patron der Gefangenen verehrt, besonders beim mittelalterlichen Rittertum und bei den Kreuzfahrern.
Später wurde Leonhard Patron des Viehs. In Gabelbachergreut ist aber die Heiligenfigur auf dem linken Seitenaltar eindeutig als Patron der Gefangenen zu erkennen. Die Kette über seinem linken Arm hat das Verschlusseisen für den Unterarm des Gefangenen. Über den Beginn der Leonhardswallfahrt besteht Unklarheit.
Die 1687 gegründete Leonhardsbruderschaft förderte die Wallfahrt in Gabelbachergreut. Die Bruderschaft besteht heute nicht mehr.
Volkskundlich besonders interessant ist die Regel 4 der Leonhardsbruderschaft. Dort werden die Mitglieder aufgefordert, Pferd und Rindvieh als Geschöpfe Gottes zu betrachten und nicht mit Flüchen zu belegen, sorgfältig mit ihnen umzugehen und bei Krankheit nicht von abergläubischen Handlungen Heilung zu erwarten, sondern ihre Zuflucht beim hl. Leonhard zu suchen.
Neben der Leonhardsfigur aus der Zeit um 1500 bezeugt vor allem der Leonhardsnagel die Verehrung des Heiligen. Dieser Nagel ist 116 kg schwer und 89 cm hoch. Er ist mit Inschriften, Jahreszahlen und Ortsnamen versehen. Früheste Einritzung: „Bobingen 1612“.
Die Dinkelscherber Wallfahrt begann 1629. Das Gemeindebuch vemerkt:
„Den 29. July Anno 1629 hat sich ein Gemaindt und ganze Pfarr Zue Dinckhelscherben … Gabelbacherkreit, …, ist selbiger uf Negst künfftig Freytag den 3. August Anno 1629 angestölt gehalten ein statlich opfer verricht worden.“
Die Pfarrei Zusmarshausen wallfahrtete aus besonderen Anlässen nach Gabelbachergreut.
Zur Leonhardswallfahrt berichtet der Landgerichtsarzt Dr. Ludwig Lauk 1861:
„Als besondere kirchliche Feierlichkeiten sind zu erwähnen: Die Feier des hl. Leonhardus am 6. Nov., welcher als Patron der Pferdezucht verehrt wird. Aus der ganzen Umgegend kamen früher Pferde nach Gabelbachergreut, wo selbt die Feier stattfindet …“
Die Leonhardswallfahrt ist jetzt wieder fester Bestandteil des kirchlichen Festkalenders.
Der Pfarrer von Gabelbach verpflichtete sich nach Erhöhung seines Einkommens, in Gabelbachergreut eine Wochenmesse und Christenlehre zu halten und an Sonn- und Feiertagen eine Frühmesse zu lesen. Daraus entstand dann ein Benefizium.
Vor der Kirche ist ein von der ortsansässigen Künstlerin Anita Geiger-Rist 2001 gestalteter Brunnen in Form des Leonhardnagels Symbol für die ungebrochene Tradition der Verehrung des hl. Leonhard.
Innenraumbeschreibung:
Stuck im Chor und Langhaus aus der Erbauungszeit.
Weiß auf lichtrosa hellgelbem oder gebrochen weißem Grund. Hauptmotive Blattwerk und späte Bandelwerkformen.
Chor: Im kräftig gerahmten Chorbogen verschlungenes Bandelwerk mit Blattenden und länglichen Rosettengittern; über dem Scheitel gegen das Langhaus Muschelwerkkartusche mit eingerolltem Laubwerk und Blattzweigen.
Der Zelebrationsaltar und der aus gleichem Sandstein gefertigte Ambo wurden von Weihbischof Max Ziegelbauer am 5. Nov. 1996 geweiht.
Langhaus: An der Decke längliches Hauptfeld in geschweiftem Profilrahmen; östlich und westlich ein querliegendes Vierpassfeld, umgeben von Blattwerk und Rosengittern, bekrönt von Engelsköpfen und stilisierten Palmetten, die in das Mittelfeld übergreifen. In den Zwickeln seitlich des Hauptfeldes eingezogen schildförmige Bildmedaillons in ausgezogenem Muschelrand mit Blattzweigen, Voluten und Blütengehängen. In den Stichkappenfeldern Bandwerk und leere Muschelrandkartuschen mit Blüten, die auf die Fensterbögen überleiten.
Deckenbilder: Im Chor 1937:
Aufnahme Mariens in den Himmel; in den seitlichen Medaillons hl. Anna mit Maria und hl. Joachim.
Die Bilder im Langhaus stammen aus der Erbauungszeit.
Hauptbild mit hl. Leonhard in Wolken über der Dorfkirche (noch mit Satteldach) und Gefangenen im Kerker. Östlich Schutzengelbild: ein Knabe wird von einem Engel über einem Grab mit Kreuz und Laute gehalten; westlich hl. Isidor, auf dem Feld betend, im Hintergrund pflügender Engel und Kapelle. In den Zwickelmedaillons die hll. Sebastian, Florian, Antonius und Rochus.
Hochaltar um 1690 mit späteren Zutaten; grün-braun marmorierter Holzaufbau mit vergoldeten Ornamenten. Tabernakel mit Rocaillen (muschelförmiges Element) und Putten, Mitte 18. Jhd. Rechteckiges Altarbild mit Kreuzigungsgruppe. Die Rückseite des Hochaltars enthält verschiedene Beschriftungen aus mehreren Jahrhunderten. Seitlich je ein Säulenpaar mit korinthischen Kapitellen in gestaffelter Stellung über hohen Sockeln. Am Gebälk Eierstab; zwischen S-förmigen Giebelschenkel mit den sitzenden Holzfiguren der hll. Dominikus und Katharina v. Siena um 1740. Auszug mit gesprengtem Giebel und Bild der hl. Dreifaltigkeit (wohl v. Johann Nepomuk Weckerle um 1870), flankiert von korinthischen Säulen.
Zwei Seitenaltäre um 1740. Sie stammen aus der Giesebertkapelle in Zusmarshausen und kamen nach dem Abbruch dieser Kapelle 1806 ebenso wie der Hochaltar nach Gabelbachergreut. Zwischen je einem korinthischen Säulenpaar eingezogen-rundbogige Bilder; links hl. Leonhard, rechts Gottesmutter, um 1870, wohl von Joh. Nep. Weckerle. Darüber stichbogig verkröpfte Aufsätze mit den Monogrammen Christi und Mariae.
Kanzel um 1740; wie die Seitenaltäre grün-braun gefasst. Rechteckiger Korb mit vorgewölbtem Mittelfeld. An den Ecken korinthische Säulen, an der Rückwand Vorhangdraperie und gedrehte Säulen. Unter dem Schalldeckel Hl.-Geist-Taube; darauf Gittervasen und Gesetzestafeln.
Taufstein spätes 16. Jhd. aus Sandstein. Über dem Säulenfuß Muschelbecken mit Kehle und Fries aus Kugeln und Rauten; gefasster Holzdeckel (spätes 18. Jhd.).
Chrogestühl wohl noch aus der Erbauerzeit, z.T. im 19. Jhd. verändert.
Gestühl um 1737. Geschwungene Docken (Wangen) aus Eichenholz, ohne Dekor.
Bei der Renovierung der Kirche 1992 wurde festgestellt, dass die aus dem Jahre 1842 stammende Orgel (damals schon gebraucht!) nicht mehr zu reparieren war. So wurde eine neue Orgel angeschafft und am 6.11.1994 von Weihbischof Max Ziegelbauer geweiht.
Reliquienschreine: Je zwei auf den Seitenaltären in Pyramidenform, 2. Hälfte 18. Jhd.
Ölbilder auf Leinwand, frühes 19. Jhd.
Holzfiguren, gefasst. Im Chor hl. Antonius undhl. Franz v. Assisi (1. Hälfte 18. Jhd.).
Im Langhaus Kruzifix (1. Hälfte 18. Jhd.), hl. Leonhard (um 1510/20), Pietá (1. Hälfte 18. Jhd.)
Am rechten Seitenaltar hl. Maria Immaculata, um 1720/1730.
In der Sakristei Kruzifix um 1510/20.
Im Vorzeichen Christus an der Geißelsäule, 2. Hälfte 18. Jhd.