Der katholischen Kirchengemeinde in Gabelbach gehören etwa 450 Gemeindemitglieder an. Im Rahmen der Pfarreiengemeinschaft Zusmarshausen wird unsere Kirchengemeinde seit vielen Jahren vorwiegend von Herrn Pfarrer Helmut Müller betreut, der im März 2014 bei bester Gesundheit seinen 90. Geburtstag feiern konnte.
Unser Kirchengebäude wurde im Jahr 1738 erbaut und zählt zu den schönsten Dorfkirchen Bayerns. Als frühere Wallfahrtskirche ist unsere Kirche großzügig dimensioniert. Sie ist das Erkennungszeichen von Gabelbach, im mittleren Zusamtal weithin sichtbar und für uns als Gabelbacher ein zentrales Stück unserer Identität.
Kurzgeschichte des Ortes
Südlich des Marktes Zusmarshausen liegt am Fuße des sanft ansteigenden, bewaldeten Höhenzuges, der Zusam- und Mindeltal trennt, das Bauemdorf Gabelbach. Die Entstehung der Siedlung des „Gabilo am Bach” fällt vermutlich in die fränkische Zeit, in das 8. Jahrhundert. In den Freisinger Traditionen finden wir eine Urkunde vom 6. Oktober 804, nach welcher der Priester Cundhoh seinen Besitz in „Kapalpach” an das Hochstift Freising schenkte. Die Historiker K. Roth und Eduard Wallner nehmen an, dass es sich hier um Gabelbach im Landkreis Augsburg handelt. Eine weitere urkundliche Erwähnung erfahrt der Ort erst wieder im Jahre 1263. Damals saß hier ein adeliges Ministerialengeschlecht, das sich nach dem Ort benannte. Der erste uns namentlich bekannte Spross dieses niederen Adelsgeschlechtes urkundete stolz als „Ritter Chunrat von Gablenbach”. In welchen Diensten diese Gabelbacher Herren standen, lässt sich urkundlich nicht feststellen. Waren sie Lehensträger der Mark- grafen von Berg, des Fürstbischofs von Augsburg oder der mächtigen Grafen von Helfenstein?
Ihre ursprüngliche Burg stand auf dem Burgkegel neben der jetzigen Kirche. Später verlegten sie ihren Wohnsitz auf die Höhe, die sich 500 m südwestlich des Dorfes erhebt. Der gut erhaltene Burgstall zeigt eine beachtliche Anlage. Nach dem Aussterben der Herren von Gabelbach in der Mitte des 14. Jahrhunderts ging ihr gesamter Besitz an Hartmann von Burgau, der eine Anna von Gabelbach zur Frau hatte. Seine Erben verkauften die Güter im Jahre 1387 an die Augsburger Patrizier Rehm, Engelschalk, Rudolf und Lang. Im Laufe der nächsten 150 Jahre gelang es dem „Hospital vom Heiligen Geist in Augsburg” den Ort mit allen seinen Zugehörungen zu erwerben. Es errichtete in Gabelbach ein Obervogtamt mit einem Gerichtsvogt und einem Untervogt. Bis zur Mediatisierung im Jahre 1806 blieb das Hospital in Augsburg Grund und Niedergerichtsherrschaft in Gabelbach. Danach gingen alle Hoheitsrechte an das Königreich Bayern über.
Die Erzbruderschaft Maria vom Trost - Der Kirchenbau
Im Jahre 1692 errichtete der Gabelbacher Pfarrherr und Dekan Bartholomäus Hartmann in seiner Pfarrgemeinde die „Erzbruderschaft Maria vom Trost”. Bei ihr handelt es sich um eine bekannte Gürtelbruderschaft. Die Gründer dieser christlichen Vereinigung sind die Augustinereremiten. Von jeher gelten sie als große Verehrer der Gottesmutter. Sie tragen einen schwarzledernen Gürtel, den sie früh in Verbindung mit dem Ledergurt der Mutter Maria brachten, und deshalb nannten sie ihre Bruderschaft anfänglich „Bruderschaft vom Gürtel der Allerseligsten Jungfrau Maria”.
Eine alte Legende berichtet: Die hl. Monika war tief besorgt über das zügellose, ausschweifende und unchristliche Leben ihres Sohnes Augustinus. In Kummer und Tränen bat sie die Mutter des Herrn um Hilfe und um ein „Trost- und Hoffnungszeichen”. Sie erschien ihr und schenkte ihr den schwarzledernen Gürtel ihres Gewandes mit den Worten: „Nimm und trage dieses Zeichen meiner Liebe, das geheiligt ist durch den, welchen ich neun Monate unter diesem Gürtel trug”. Nach seiner Bekehrung band sich Augustinus selbst einen solchen Gürtel um, den er seinen Mitbrüdern als Sinnbild vermachte. Eine zweite Legende führt die Entstehung der Bruderschaft auf ein anderes Geschehen zurück. „In dem kleinen Städtchen Genazzano in Latien, etwa 45 km östlich von Rom, befindet sich in der dortigen Kirche, die der „Madonna del Buon Consíglio” geweiht ist, im linken Seitenschiff ein pıunkvoller Altaraufbau vor einem kleinen Wandfresko, das etwa 1427 entstanden ist. In einfacher umbrisch sienischer Malerei ist die Muttergottes mit dem Jesuskínd dargestellt. Das Volk erzählt, dieses Bild der Madonna sei aufgrund einer Prophezeiung der seligen Petruccia von Genazzano direkt aus dem Paradies auf geheimnisvolle Weise hierhergekommen und deswegen war ganz Italien in Aufregung. Viele Pilger machten sich seit 1467 auf, um dieses Bild zu sehen und davor zu beten. Die Wallfahrer wurden von den neben der Kirche wohnenden Augustinermönchen betreut und diese waren es auch, die das Bild der „Mutter vom guten Rat” in die Welt hinaustrugen” 1) Fest steht, dass am 14. August 1439 Papst Eugen IV. den Augustinern zu Bologna erlaubte, Marienbruderschaften zu gründen, deren Mitglieder einen Gürtel tragen sollten.
Im Jahre 1495 errichtete ein Augustinerpater in Bologna eine Bruderschaft zu „Ehren Mariens, der Mutter des Troste s”. Beide Bruderschaften vereinigte am 15. Juni 1575 Papst Gregor XIII. zur „Erzbruderschaft vom Gürtel Mariens, der Mutter vom Trost” Die Gabelbacher Bruderschaft zählte nach kurzer Zeit ihrer Gründung eine große Zahl von Mitgliedern. Aus der näheren und weiteren Umgebung kamen an den 5 Konventstagen (Schutzengelfest, Maria Geburt, Martinus, Matthias und Pfingsfest) die Wallfahrer hierher, um in ihren Nöten Trost und Hilfe von Maria zu erbitten. Bald konnte die kleine Dorfkirche die frommen Pilger nicht mehr fassen, und Pfarrer Dominikus Paulus bat das Hospitalpflegamt, eine neue, größere Kirche bauen zu dürfen. Gleichzeitig wies er auch auf die Schäden der alten Kirche hin. Nach vielen Besichtigungen und Begutachtungen von Fachleuten und langen Verhandlungen mit den Hospitalpflegem erhielt er die Genehmigung für einen Neubau, der dem domkapitelschen Augsburger Baumeister Johannes Paulus, einem Vetter des Gabelbacher Pfarrherrn, übertragen wurde. Nach seinem Riss und
Kostenvoranschlag entstand 1737 - 1738 das jetzige Gotteshaus.
Die Renovierung und Restaurierung
Große Schäden an der Kirche, die in den letzten Jahrzehnten entstanden waren, veranlasste Hubert Hartmann, Dipl Ing., sich von der Kirchenverwaltung beauftragen zu lassen, die Renovierungs- u. Restaurierungsarbeiten durchzuführen und die finanziellen Mittel zu beschaffen. Die Feuchtigkeit war fast in Fensterhöhe aufgestiegen und ließ den Verputz außen und innen abbröckeln. Außerdem waren am Turm und im Innenraum größere Flächen des Verputzes abgefallen. Gefährliche Risse in der Langhauskuppel und in den Hängezwickeln veranlassten die staatliche Baubehörde zu einer zeitweiligen Schließung der Kirche für den Gottesdienst. Die Erneuerung des Gotteshauses dauerte von 1977 - 1985. Eine zeitraubende Arbeit war die Trockenlegung. Meter für Meter wurden die Grundmauern abgesägt, drei Schichten Steine herausgenommen, eine Dachpappe mit Bleifolie eingelegt und die Hohlräume mit Beton ausgefüllt. Der Verputz des Turms und die Westfassade der Kirche wurden erneuert, die anderen Wände ausgebessert. Der neue Anstrich erhielt eine besondere Note durch die Altrosaausmalung der Fensterlaibungen und der Geschoßfelder des Turmes. Eine gründliche Entstaubung und kunstgerechte Ausbesserung des Stucks nahm die Firma Schnitzer, Augsburg, vor, die feine Fassung der Altäre, der Statuen und des Stucks in ihrer ursprünglichen Farbgebung erfolgte durch die Firma Binapfl, Augsburg, und neue Leuchtkraft gab den Fresken der Kunstmaler Severin Walter, Vogelsang, Gemeinde Neusäß.
Dem barocken Stil der Kirche passen sich der neue Zelebrationsaltar und der neue Ambo an. Es sind Werke des bekannten Augsburger Stukkators Jakob Schnitzer. Die Bau- und Renovierungskosten der Kirche beliefen sich auf rund 2 Millionen DM.
Während der Renovierungsarbeiten führten Herr Otto Schneider, Augsburg, und seine Mitarbeiter im Innenraum des Gotteshauses Ausgrabungen durch. Dabei stellte sich heraus, dass die jetzige Kirche 4 Vorläuferkirchen hat.
Bei der ältesten Kirche handelte es sich um einen massiven Steinbau aus dem Ende des 12. Jahrhunderts mit einer Gesamtlänge von 14,30 m und einer Breite von 6,30 m.
Die 2. Kirche, ein Um- und Erweiterungsbau, entstand in der Mitte des 14. Jahrhunderts.
Archivalisch nachweisbar ist die 3. Kirche. Im Jahre 1590 wurde das Lang- haus neu gebaut und um 5 m verlängert. Die Kosten dafür beliefen sich auf 612 Gulden 16 Kreuzer. Die Gesamtlänge des neuen Gotteshauses betrug 24,30 m.
Im Jahre 1617 wurde nur der schwer beschädigte Chor der 4. Vorläuferkirche von „grundauf erneuert und erweitert” und ein neuer Choraltar eingebaut. Die Arbeit führte der „ehrbare und kunstreiche M. Jerg, Maurer von Radau”, für den ansehnlichen Preis von 2406 Gulden 33 Kreuzer l Heller, aus.
Beschreibung der Kirche
1. Außenansicht
Wie ein wuchtiger Fels, herausgewachsen aus der Erde, ragt die Kirche St. Martin mitten aus dem Gewirr von Bauernhäusern und Gärten. Breit und behäbig, in stolzer bäuerlicher Gelassenheit, steht sie in der heiteren Landschaft. Einfach und schmucklos ist ihr Äußeres. Etwas Abwechslung und Bewegung bringt in den stattlichen, ungegliederten Bau die Fensteranordung, die auf eine zentrale Raumlösung hinweist. Nur der grazile Turm, der sich eng an den Chor und die Sakristei schmiegt, will nicht recht zu dem wuchtigen, schlichten Spätbarockbau passen. Dies darf uns nicht wundern, wurde doch erst 30 Jahre nach dem Kirchenbau sein Oberteil erstellt. Die unteren 7 quadratischen Geschosse stammen aus dem 13. bzw. aus dem 15. und 17. Jahrhundert. Darauf saß früher eine große Zwiebelhaube, die kaum über das steile Kirchendach hinausschaute. Turm und Langhaus standen in keinem richtigen Verhältnis. Pfarrer Norbert Enderle beauftragte deshalb im Jahre 1768 den Wettenhauser Stiftsbaumeister Joseph Dossenberger, den Turm zu erhöhen.
Dieser setzte vier Geschosse darauf, wovon die beiden letzten zu einem Achteck abgeschrägt sind. Die einzelnen Raumteile verbinden breite Putz- und Mauerbänder. Dazwischen ziehen sich ringsum gut profilierte Gesimse. Auf dem letzten, teils gewölbten Kranzgesims, sitzt eine „Welsche Haube”, darüber eine quadratische Laterne und eine kleine Zwiebel.
2. Der Grundriss
Durch das Südportal betreten wir den lichtdurchfluteten Innenraum, der aus einem stark eingezogenen Chor und dem Langhaus besteht. Eine gut gegliederte Raumaufteilung, die eigenwillig und eigenpersönlich ist, steht im auffallenden Gegensatz zu der einfachen, schlichten Außenansicht.
3. Der Chorraum (Fresken und Altar)
Über dem Chorquadrat wölbt sich eine Flachkuppel, von Hängezwickeln getragen, die auf Pilastern ruhen. Das Deckenfresko im Scheitel der Kuppel zeigt die Himmelfahrt und Krönung Mariens. In den Wolken über der Weltkugel thront, in wallendem Gewand und einem Sternenkranz ums Haupt, die Gottesmutter, inmitten jubelnder Engel. Gesenkten Blickes erwartet sie den Engel mit der goldenen Krone. Huldvoll schauen Gottvater und sein Sohn auf sie herab. Über ihnen schwebt der Heilige Geist in Gestalt einer Taube. Die vier Medaillons stellen Szenen aus dem Marienleben dar: im Osten Maria Verkündigung, im Süden Maria Heimsuchung, im Westen Maria Opferung und im Norden Maria Tempelgang. In den Zwickelfeldem erkennen wir die vier Evangelisten mit ihren Sinnbildern: Matthäus mit dem Engel, Johannes mit dem Adler, Lukas mit dem Stier und Markus mit dem Löwen.
Fresko in der Chorkuppel - Maria Himmelfahrt und Krönung
An den Chorraum schließt sich die halbrunde Apsis an, in die sich der Altar gut einfügt. Hinter dem dekorativen Altartisch und dem neubarocken Tabernakel erhebt sich ein stattlicher Aufbau mit einem Kreuzigungsbild im Nazarenerstil, das Johann Nepomuk Weckerle aus Edelstetten im Jahre 1857 malte. Es wird von zwei marmorierten korinthischen Säulenpaaren flankiert, die auf Volutensockeln mit Intarsien ruhen. Mitten in einen Strahlenkranz ist das Bildnis des „Guten Hirten” in einen Rahmen aus Wolken und geflügelten Engelsköpfchen eingefügt. Auf dem kräftigen Gebälk sitzen fröhliche Putten, die Blumengirlanden schwingen. In goldenem Glanz erstrahlen St. Martin und der hl. Augustinus, zu deren Füßen Putten sitzen, die die Attribute der beiden Heiligen tragen. In den Seitennischen haben die hl. Monika und der hl. Nikolaus von Tolentino Aufstellung gefunden.
4. Das Langhaus (Fresken, Seitenaltäre, Kanzel, Emporen)
Ein reich Verzierter Chorbogen, der auf Pilastern sitzt, bildet den Übergang zum rechteckigen, dreiteiligen Langhaus. Breite Gurtbogen, von Wandpfeilem getragen, trennen das quadratische Mittelstück von den beiden Vorjochen, in die Stichkappen weit hineinreichen. Die Fresken in den Tonnengewölben beschreiben die Taufe Jesu am Jordan und das „Jüngste Gericht”.
Bereits beim Betreten des Gotteshauses zieht es den Blick des Besuchers unwillkürlich hinauf in die mächtige Langhauskuppel mit ihren farbenfrohen Bildern und ihrem formenreichen Stuck.
Das Deckenfresko zeigt die „Armen Seelen”, die im Fegfeuer schmachten und auf Erlösung harren. Jubelnde Engel tummeln sich im Himmel und reichen den Büßenden Bruderschaftsgürtel, die sie von ihren Qualen befreien. Dankbar blicken sie hinauf zur königlichen Mutter, der Helferin. Auf ihrem Schoß sitzt der Jesusknabe, der den erlösenden Gürtel in der Hand hält.
Um das Hauptgemälde gruppieren sich Vierpaßfelder mit allegorischen Bildern der vier Erdteile. Sie versinnbildlichen die Marienverehrung aller Völker. Majestätisch schreitet die Frau aus Europa in wallendem Gewand mit langer Schleppe, die zwei Pagen tragen, durch einen säulengeschmückten Raum, den Blick zum Himmel gerichtet. Zu ihren Füßen liegen die Insignien der Päpste, Bischöfe und Kaiser (Tiara, Bischofsmütze, Krone und Szepter). Auch diese hohen Würdenträger huldigen der Gottesmutter. Freudig jubelnd weist die festlich gekleidete Tochter Amerikas mit erhobenem Arm hinauf zur Mutter des Herrn. - Die dunkelhäutige Afrikanerin in ihrem bunten Federkleid schaut sehnsüchtig auf die Helferin der Christenheit und staunend zeigt der Mohrenknabe neben ihr auf die göttliche Erscheinung. ~ Demütig neigt sich die rotbraune Asiatin unter ihrem Sonnenschirm vor der Himmelskönigin. - Über den Bildern steht die Inschrift: „Selig werden mich sprechen alle Geschlechter”.
Die Fresken in den ovalen Kartuschen zeigen die Kraft des Bruderschaftsgürtels: Ein Mönch rettet mit Hilfe des Gürtels ein Kind aus dem Brunnenschacht („ In Wassers Noth / Hilff Ich durch Gott”). - Der Gürtel über der Wiege des Kindes bewahrt vor bösen Hexen („Der Hexen Gwalt / in Lufft Ich halt”). - Die Gewehrkugel eines wilden Jägers prallt an dem Gürtel des Priesters ab („Dem Feur zu trutz / Gib Ich den Schutz”). - Die päpstlichen Bullen am Lebensbaum weisen durch ihre Anordnungen den Christen den rechten Weg („Dass gut die Erd / der Baum bewährt”). - Die Seitenwände zieren Fresken, die von der Hilfe des Gürtels für geplagte Menschen erzählen. - Knechte schleppen einen vom Teufel Besessenen herbei; der Priester schwingt den Gürtel wie eine Peitsche und treibt ihn aus („Aus besessenem Leib / Ich Teufel treib”). ~ Ein Augustinermönch hilft kranken und von Seuchen befallenen Menschen durch Auflegen des Gürtels („Die Seuchenplag / In die Flucht ich schlag”). Die Statuen in den Nischen stellen die Mutter Anna und den hl. Joachim dar.
Harmonisch fügen sich die eindrucksvollen Bildnisse der vier Kirchenlehrer in die schildförmigen Rahmen in den Hängezwickeln ein. In himmlischen Sphären thronen, in reichen farbenprächtigen Ornat gekleidet, die Heiligen in hellem Licht. Sie verkünden die Frohbotschaft.
Vorne links sehen wir Papst Gregor den Großen mit der Hl. GeistTaube, gegenüber den hl. Ambrosius, Bischof von Mailand, Schutzheiliger der Imker, zu seinen Füßen einen Bienenkorb; links den hl. Augustinus, Bischof von Hippo Regius, der in seiner Hand ein flammendes Herz hält und auf der rechten Seite den Einsiedler Hieronymus mit dem Löwen.
Beachtung verdient auch die gut gestaltete Kanzel. Auf dem Wulstgesims sitzen die vier Evangelisten, darunter sind ihre Embleme angebracht (Lukas m. d. Stier, Johannes m. d. Adler, Matthäus m. d. Engel, Markus m. d. Löwen). Die figürlichen Darstellungen auf dem Schalldeckel versinnbildlichen die vier Erdteile und die Weisheit, die den Erdenkíndern einen Spiegel vor ihre Augen hält. Meisterliches Können des Kistlers und Bildhauers verraten die Seitenaltäre, die von den gleichen Händen wie der Hochaltar geschaffen wurden. Die figürlichen Arbeiten werden Johann Pflaum aus Münsterhausen zugeschrieben. Auf den korinthischen Pilastern und Säulen knien Engel vor den Strahlenkränzen mit den Monogrammen von Jesus und Maria, umrahmt von kleinen Wölkchen, fröhlichen Putten und geflügelten Engelsköpfchen. Der linke Seitenaltar ist dem hl. Martin, dem Kirchenpatron, der rechte, der Muttergottes geweiht. Die beiden Gemälde im Stil kindlicher Andachtsbildchen besitzen nur geringen künstlerischen Wert und entstanden in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Sie dürften aus der Werkstatt der Brüder Reiser aus Edelstetten stammen.
Eine ausgezeichnete Arbeit ist die Pietá auf dem linken Seitenaltar, vermutlich ein Werk des bekannten Dillinger Bildhauers Joh. Mich. Fischer. Ergreifend stellt der Künstler das Ende der Leidensgeschichte Christi dar. Schwer ruht der Leichnam auf dem Schoß der Gottesmutter. Mit schmerzerfülltem Gesicht und ausgestreckter Hand bittet sie die Gläubigen mit ihr zu trauern, und sie ruft ihnen zu: Seht den Menschensohn, der starb, um Euch zu erlösen! Zwei weinende Engelchen beklagen den Tod des Herrn. - Das Bildnis Mariens mit dem Jesusknaben auf dem rechten Seitenaltar ist eine Nachbildung. Das Original steht in einer Madrider Kirche. Die beiden neubarocken Holzplastiken an den Wänden („Herz Jesu” und „Maria mit dem Kind”) sind Arbeiten des Künstlers Franz de Paula Hoser, der aus Gabelbach stammt. An die Rückwand des Langhauses stoßen zwei Emporen, getragen von korinthischen bzw. toskanischen Säulen. Die Brüstung der unteren Empore schmücken zwei Bildnisse, die sich auf die Bruderschaft beziehen: Der Teufel in Gestalt eines Drachens versucht eine Nonne zu betören, die ihn durch die Kraft des Gürtels vertreibt. - Ein roher Kriegsknecht sticht mit seinem Säbel nach einer Frau; der Gürtel rettet sie, die Waffe rollt sich ein. Das mittlere Fresko erinnert an die Schlacht der Türken vor Wien im Jahre 1683. Elegant, zierlich und leicht beschwingt wirkt die Orgelempore mit ihren Bogen und Kehlen, die in einem Halbrund an die Westwand stößt. Das Gemälde an der Stirnseite der Brüstung zeigt die hl. Cäcilia an der Orgel, umgeben von lustig flötenden, geigenden und singenden Engeln.
5. Die Orgel
Eine besondere Kostbarkeit besitzt die Kirche in der ältesten Orgel des Landkreises. Ihr Gehäuse, das aus der Renaissance stammt, sagt uns, dass sie nicht für das Gabelbacher Gotteshaus gebaut wurde. Sie kommt aus der Barfüßerkirche in Augsburg, wurde von dem Orgelbauer Marx Günzer erstellt und „in der Frühpredigt des Himmelfahrtstages 1609 zum erstenmal geschlagen.” Auf der linken Schleiflade steht: „Dieß Werk hat errichtet der Orgelmacher Marx Güntzer von Studtgard Bürger und Mitbürger von Augsburg um 700 fl und Sohn ..., Kistler hat das Corpus und andere Zier um 50 fl gemacht, der Maler Leonhard Schemmel hat die Flügel gemalet 40 fl, Fassmaler Hans Müller hat für das andere mahlen empfangen 50 fl ein Helfer war der Diacon Christoph Rieschel Gott vergelts jedem nach seinen Werken und seimir/ Armen Sünder gnädig.
Im Jahre 1735 reparierte „Johannes Cronthaller Orgelmacher in Kaufbayren” die Orgel, und vor ihrer Aufstellung in Gabelbach intonierte und ergänzte sie der berühmte Augsburger „0rgel- und Klaviermacher Johann Andreas Stein.” Auch das Gehäuse erfuhr eine Veränderung. Die beiden, etwa zwei Meter breiten bemalten Seitenflügel wurden durch Voluten und Fiuchtbündel ersetzt und der Engel auf dem mittleren Gesims abgenommen, damit das Werk auf der schmalen Empore Platz hatte. Für 250 fl kaufte am 3. August l758 der Gabelbacher Pfarrer Dominikus Paulus die Orgel. Dies beweist eine Quittung im Pfarrarchiv. Sie lautet: „Ich underschriebener bescheine Hier mit das die verkauffte alte orgel bey der Barfüßer Kürch in Augsburg mir richtig und velig ist bezahlt worden mit 250 fl sage Zwey Hundert und fünfzig Gulden, wozu wir Glück und Segen wünschen das sie wohl möchte auf gestellt werden zu der ehrr Gottes und der Gemeindefreude und Vergnügen.
177 Jahre diente die von Marx Günzer gebaute und von Johann Andreas Stein umgearbeitete Orgel zur Verschönerung des Gottesdienstes in Gabelbach, dann waren „große Schäden durch die Zeit und unsachgemäße Pflege entstanden”, so daß sie den neuzeitlichen Anforderungen nicht mehr genügte. In der Zwischenzeit wurden zwei Reparaturen durch den Günzburger Orgelbauer Roschmann vorgenommen, die nach Ansicht der Orgelexperten dem Werk mehr schadeten als nützten. 1934 beschlossen der Ortspfarrrer Karl Heichele und die Kirchenverwaltung, nach Anhörung von Fachleuten, die Orgel umbauen und durch ein zweites Manual erweitern zu lassen. Beauftragt wurde damit die Firma Max Dreher, Augsburg. Ihr wurde zur Bedingung gemacht, dass sie das alte, brauchbare Orgelgut konserviere. Am 13. Januar 1935 erfolgte die Einweihung der neuen klangvollen Orgel. Heute bedarf sie einer gründlichen Überholung, um wieder ihren alten, warmen, silbernen und klaren Klang zu bekommen.
6. Der Stuck
Ein festliches Gepränge verleiht der wahrhaft künstlerische Stuck mit seinen Frührokokoformen dem Gotteshaus. Froh bewegt und beschwingt betont er die Architektur des Raumes und unterstreicht ihre Strukturen. In fein abgestimmten pastellfarbenen Grisaille-(Grau), Grün-, Gelb- und Altrosatönen hebt er sich von den blütenweißen Wänden ab. In Erstaunen versetzt den Betrachter der Formenreichtum.
Auf dem Gebälk der korinthischen Pilaster mit Kapitellen aus Akanthusblättem und Voluten knien und sitzen pausbackige Putten mit dicken Bäuchlein, die Blumengehänge schwingen. Hinter ihnen erheben sich schöngeformte Vasen, aus denen Blatt- und Blumenbüschel wachsen. Blumendolden zieren die Stichkappengrate, an deren Spitze gefiügelte Engelsköpfchen aus Wolken auf die andächtigen Beter herabblicken. Um die Fensterbogen ranken sich Weinlaub, Trauben und Muschelränder, die in Gitterfelder übergehen.
Immer wieder tauchen originelle Formen für die Rahmen der Fresken an den Wänden und in den Hängezwickeln auf, von prächtigem Zierat umgeben. Reichhaltig ist der Stuck aus Muschelwerk, Blatt- und Bandelwerk in der Langhauskuppel, der die Bildnisse verbindet und sie zu einer Einheit zusammenfügt. Besonders üppig umgibt er die Wappen der Hospitalpfleger Leopold Anton Imhof und Wolfgang Sulzer. Es sieht aus als würden die Palmwedel und Blütenzweige aus einem Füllhorn quellen. Zarte Rosettenfelder und Bandelwerk schmücken die Gurt- und Chorbogen.
Golden erstrahlt der Chorraum. Auffallend der geschwungene Leistenrahmen des Kuppelbildes sowie die Umrahmungen der geschweiften, querovalen Bildmedaillons. Der Stuck des Chores wirkt elegant und nobel; hier bildet Form, Farbe und Licht einen besonders feinen Zusammenklang.
Zusammenfassend kann gesagt werden: Das Gabelbacher Gotteshaus gehört zu den schönsten Dorfkirchen des Landkreises Augsburg. Es zeugt von der schöpferischen Kraft, von der Schaffensfreude und Phantasie sowie von dem handwerklichen Können schwäbischer Künstler und Meister in der Barock- und Rokokozeit.
Die Künstler
Von den Künstlern ist uns leider nur der Baumeister bekannt. Johannes Paulus, Meister seit 1717, stand im Dienste des Domkapitels Augsburg, zeitweise auch des Hl.-Geist-Spitals Augsburg; sein Hauptwerk ist die Kirche in Gabelbach; weitere Bauten: Stadtbergen 1730; Zuschreibungen: Kirchen in Schönebach 1743, Laugna 1734, Markt 1738, alle Ldkr. Augsburg. - Aufgrund von Vergleichen werden von den Experten folgende Künstler angegeben: Freskant: Joh. Georg Wolcker, Schüler des Akademiedirektors Joh. Georg Bergmüller; Fresken in den Kirchen in Westendorf und Markt, Ldkr. Augsburg, Deubach, Ldkr. Günzburg. - Bildhauer: Joh. Pflaum, Münsterhausen; Hochaltarfiguren in Ursberg, Ldkr. Günzburg. - Stukkateure: Johann und Ignaz Finsterwalder; Stuck in den Kirchen Westendorf und Markt, Ldkr. Augsburg, Witzighausen, Ldkr. Neu-Ulm. Franz Hauf
Literatur:
PaterDr. Matth. Heim, Maria vom Trost, Würzburg 1954 - Wilh.Neu und Frank 0tten,Bayer. Kunstdenkmale, Landkreis Augsburg, 1970 - Max Springer, Maria Trostbruderschafl. in Lauingen, unveröffentlicht. Manuskript - Wilh. Neu, Sonderdruck, Bayer. Landesamt für Denkmalpflege, 1967 - A. Steichele,Das Bistum Augsburg, Bd. 5 - K.H. Koepf, Joseph Dossenberger, Weißenhorn 1973 - H. Endrös u. Joh. Krauße, Grundriß der Heimatkunde des Landkreises Augsburg 1969 - Otto Schneider, Ausgrabungen in der kath. Pfarrkirche St. Martin in Gabelbach, Jahresbericht des Heimatvereins, Landkreis Augsburg 1983/84 - Der Landkreis Krumbach, Bd. 2, Weíßenhorn 1970 - Fr. Hauf, Sippenbuch Gabelbach 1975.